Reggio - Gambarie

Reggio - Gambarie


Beim Frühstück im Hotel glauben wir, bei einem Rave-Festival zu sein. Ein Musiksender im Fernsehn dröhnt laute Bässe. Ich schnappe mir diverse Fernbedienungen, aber mit keiner gelingt es mir, den Ton leiser zu stellen. Wir sind die einzigen Frühstücksgäste. Bloß schnell weg hier. 
Wir fahren auf der SS18 von Villa San Govanni bis Gallico Marina. Von dort geht es auf der SS184 endlich in die Berge. Zunächst aber müssen wir durch ziemlich vermüllte Ortschaften. In einem Vorort von Gallico fragen wir vorsichtshalber noch mal nach dem Weg. Man sagt uns, die Straße sei nicht befahrbar, weil es einen Erdrutsch gegeben hätte. Mit den Rädern kommen wir schon vorbei, sagen wir und fahren weiter. Die älteren Männer zucken nur mit den Schultern.





Sizilien immer wieder im Blick fahren wir ins Aspromonte. Vorbei an Orangenhainen geht es allmählich aufwärts. Dann hält uns der Fahrer eines Kleintransporters, der uns kurz vorher überholt hatte an. “Die Straße geht nicht weiter - ein Erdrutsch; Ihr müßt umkehren. Das wollen wir ganz und gar nicht nachdem wir schon so schön an Höhe gewonnen haben. Ob wir vielleicht mit den Rädern ...? Nein, er ist hier zu Hause und weiß Bescheid. Er will uns aber den Weg zeigen, auf dem wir den Erdrutsch umgehen können. Wir fahren ihm nach und gelangen auf eine neue Straße, die auf unserer Karte und im Navi noch nicht verzeichnet ist.





Diese Straße ist öde, doch auf ihr gelangen wir nach einigen Kilometern in Mulini di Calanna auf die SP7, der wir ursprünglich folgen wollten. Auf dieser Straße hält uns eine Familie an. Sie wollen wissen woher wir sind und was wir vorhaben. Wir erzählen und machen Fotos. Die sollen wir unbedingt schicken. Mein Vorschlag, die Fotos per email zu schicken stößt auf Ablehnung - mit Computern haben diese Leute nichts am Hut. Wir tauschen die Adressen und fragen noch, ob es in Santo Stefano in Aspromonte ein Hotel gibt. Das gäbe es nicht, doch sollten wir bis zum Friedhof fahren. Nach 500 m würden wir zur “Villa Rosa” gelangen und dort sollten wir von Signor Polimeni grüßen - da würden wir schon ein Zimmer bekommen. Leider ist es nicht so und wir fahren weiter in Richtung Gambarie.
Wir entdecken ein Schild, daß auf ein B&B hinweist und uns einen Schotterweg entlang schickt. Am ersten Haus rufen wir, doch es meldet sich niemand. Nach längerem Suchen gelangen wir wieder an dieses Haus und sehen uns die Klingel genauer an: B&B steht da drauf - na also. Wir klingeln und nach einem hinkenden Hund taucht auch der Hausherr auf. “Ha una camera per noi?” “Si” “Con la doccia?” “Si” “E la cena?” “Si” “Prendiamo!” “Si” Herr Musolino erweist sich als herzlicher und hilfsbereiter Gastgeber und wir verbringen einen schönen Abend bei gutem Essen und interessanten Gesprächen. Seine Tochter, die eigentlich in Rom studiert, hilft ihm in der Küche und beim Servieren.






Später kommt noch eine Familie in den Gastraum. Das Familienoberhaupt stellt sich mit “Ich bin Paul” vor und erzählt, daß er eigentlich Paolo heißt und nun - nach 40 Jahren Arbeit bei Ford in Köln in die Heimat zurückgekehrt ist. Und das muß gefeiert werden.






B&B Musolino: € 60,-, Vorzügliches Abendessen für € 30,- (für zwei Personen

GPSies - villa san giovanni - gambarie 2.6.11 Streckendaten






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